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Vesteralen 1

Karte Vesteralen 1 Kopie

Mit dem Abschied von den Lofoten war auch die Freude der Ankunft auf den Vesteralen verbunden. Im Sommer 2006 habe ich mir diese Inseln zum ersten Mal näher angeschaut. Hauptziel war dabei eine Walsafari. Doch bietet die Insel noch einige andere Schönheiten.

Es gibt Gegensätze zwischen schroffen Bergen, faszinierenden Dörfer und weiten Ebenen. Die Vesteralen sind mehr als nur die Durchfahrt zur Walsafari wert.

Ich fahre Richtung Bø auf der 820, an den Strand von Skarvagen. Dort bin ich anfangs alleine, dann hält ein Auto neben meinem Womo. Ein älterer Mann steigt aus und geht mit seinem Stock über den Strand. Die Autotür bleibt selbstverständlich offen. Am Strand setzt er sich auf einen Felsen und genießt die Natur. Nach und nach kommen noch einige Autos mit etwas älteren Leuten. Alle wandern sie zum Strand, setzen sich beieinander auf die Steine und ratschen. Hier ist die Welt noch irgendwie in Ordnung. Eine Frau wagt sich sogar ins Wasser (ca. 11°!!!).

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Nach dem Mittagessen breche ich auf, es geht zuerst auf der 820 zurück, dann nach einigen Kilometern links weg über Eide nach Nykvag und dann bis Hovden. Dort am Strand sitzen, lesen, Cappuccino trinken. Es gibt dort auch eine schöne Wiese, die offiziell zum Campen ausgewiesen ist. Die muss ich mir merken.

Bei dieser Wiese stehen auch riesige Gestelle, um Fisch zu trocknen. Unter ihnen hängt der Geruch nach getrocknetem Fisch in der Luft.

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Ein Spazierweg führt mich hinaus auf eine Landzunge bei einem kleinen Leuchtturm. Immer wieder sieht alles ähnlich aus - und doch wieder anders und immer wieder wieder schön.

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16 HovdKeucht

Übernachtet wird nach der Fahrt durch Myre bis an den Nordrand von øksnes in Stø auf einem Wohnmobilstellplatz, der am Ende einer Straße und am Rand des Hafens von Stø liegt. Als ich mich anmelden will, ist niemand mehr auffindbar. Am nächsten Tag ist es schon am Morgen warm. Obwohl niemand da ist, ent- und versorge ich das Womo. Nach der Walsafari - wenn es noch eine geben wird - will ich die Rechnung bezahlen. Dann geht es noch zum Büro der Walsafari. Dort gibt eine Frau in breitem Sächsisch Auskunft. Heute wird es nichts geben, aber sie planen für morgen eine letzte Fahrt. Sie wird sicher stattfinden, denn es ist der letzte Termin in der Saison, dann ist Schluss. Ich melde mich für morgen an und fahre mit dem Womo nach Nyksund, einem, wie es heißt, verlassenen Dorf. Doch es präsentiert sich nach einem Holperweg ganz anders. Es wird renoviert und ist voller Leben. Ich finde einen schönen Übernachtungsplatz (die Brücke nach Nyksund darf nicht mit Wohnmobilen überfahren werden; vor der Brücke ist ein Parkplatz, an dem führt ein Feldweg vorbei nach oben über eine kleine Bergkuppe hinweg. Auf der anderen Seite gibt es ein fast ebene Möglichkeit zum Stehen.) und beschließe, einen Faulenzertag einzulegen. Zu Mittag gibt es Pfannkuchen, dann setze ich mich die Sonne und lese – in kurzer Hose und ohne Hemd, so warm ist es!

Zuvor gibt es aber noch die Besichtigung von Nyksund. Der Ort präsentiert sich so malerisch, dass es fast schon wieder übertrieben scheint. Aber Bilder können ja nicht lügen.

Übrigens führt von Stø aus auch ein Wanderweg nach Nyksund. Er geht direkt beim Wohnmobilstellplatz weg.

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01 NykALt
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04 NykHaf
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07 NykLagSpieg
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Und am Abend noch ein Sonnenuntergang ...

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12 NykAbend

Nyksund am Abend -
morbider Ästhetizismus

Dann, am nächsten Tag, ist es soweit: Es geht zur Walsafari. Auf den Rat einer Bekannten hin habe ich dafür nicht den viel bekannteren Ort Andenes gewählt. Von dort gibt es eher den Rummel auf größeren Schiffen. Hier in Stø ist es familiärer: ein kleineres Schiff, nette Leute, so wurde es mir beschrieben. Und es stimmt auch. ABER ...

Ich habe nicht besonders gut geschlafen. Mein Genick ist irgendwie verspannt, ich bin noch müde. Es gibt zu viel Frühstück, dann noch Hetze mit dem Ent- und Versorgen. Dann packe ich alles zusammen und es geht auf zur Walsafari. Diesmal findet sie statt. Es sind insgesamt 16 Personen, die mitfahren. Ich bin gespannt. Zuerst gibt es bei der Anmeldung Pillen gegen Seekrankheit. Ich hoffe, dass die etwas nützen, bin mir aber nicht so sicher. Bevor es an Bord geht, gibt es an Land noch Erklärungen zu den Walen, außerderm dazu, warum sie hier vorkommen: Das Wasser fällt hier sehr schnell tief ab bis zu 3.000 m. Dies lieben die Wale. Dann gibt es Sicherheitsanweisungen für die Fahrt. Um 11.00 Uhr geht es los. Im Hafen ist es noch ruhig, doch schon nach kurzer Zeit beginnt alles ziemlich zu schaukeln und zu stampfen. Ich ahne schon Schlimmes. Es gibt einen kurzen Zwischenstopp bei einer Vogel- und Seehundinsel. Einige Seehunde liegen auf den Felsen und schauen uns an. Ein Seeadler fliegt auf.

18 Adler

Leider wollte der Seeadler nicht fotografiert werden ...

20 Seehund2
19 Seehund1

Dann geht es wieder weiter hinaus auf die See. Das Wetter ist zwar gut, aber die Wellen sind doch hoch. Es geht rauf und runter, ebenso macht es mein Magen. Es wird immer schlimmer. Eine nette junge Frau bringt mir einen Tee und einen Keks. Dann hänge ich über der Reling. Der Begleiter Martin bringt mir Papier zum Abputzen. Ich versuche es auf seinen Rat mit Hinlegen. Aber ich liegen keine zehn Sekunden, da muss ich schon wieder über die Reling. Ich bleibe lieber stehen, dann bekomme ich einen Stuhl, versuche zu sitzen, dann wieder über die Reling. Es ist zum Kotzen …
Dann, nach zweieinhalb Stunden, haben wir das Walgebiet erreicht. Das Schiff fährt etwas ruhiger. Ich lege mich hin, so kann ich es eher aushalten.
Alle warten auf den ersten Wal. Dann bekommen wir ihn zu sehen. Eine junge Frau ruft mich, ich stehe auf, zuerst muss ich wieder über die Reling. Dann sehe ich den Wal, es ist schon ein Schiff aus Andenes neben ihm. Dieses Schiff ist größer, es sind aber auch mehr Leute an Bord. Ob es dort auch so geschaukelt hätte? Dann taucht der Wal ab, viel haben wir nicht gesehen.
Ich lege mich wieder hin und friere. Dann wieder der Ruf: Ein Wal! Klaus, steh auf! Ich stehe wieder schnell auf, wieder zuerst über die Reling. Dann der Wal. Diesmal kommen wir ihm näher. Ich kann mich nur nicht so konzentrieren, mich nimmt mein Magen in Anspruch. Schnell Fotos schießen, dann taucht der Wal wider ab. Ich lege mich wieder hin.
Dann erneut der Ruf: Ein Wal! Klaus, steh auf! Zuerst weiter weg auf der rechten Seite ist der Blas zu sehen. Der Steuermann hält schnell auf den Wal zu, dann nimmt er Fahrt heraus, wir gleiten eher auf den Wal zu. Er lässt sich von uns nicht stören, wir umrunden ihn und sind sehr nahe. Es ist jedes Detail zu erkennen. Immer wieder bläst er Luft aus und schnauft. Wir sind ihm ca. 25 m nahe. Diese Ruhepausen dauern zwischen den einzelnen Tauchgängen zwischen 8 und 9 Minuten. Diese Zeit muss man immer nutzen, um den Wal zu sehen, auf ihn zuzuhalten und um ihn herumzufahren. Die Fotos klicken, aber es herrscht auch Stille. Ich kann mich allerdings immer noch nicht so begeistern. Ich lege mich wieder hin.

Und hier das Ergebnis der Fotobemühungen (fast alle Bilder habe ich als Dias gemacht, nur eines eingescannt, deshalb nur relativ wenig Bilder)

20aWalScan
21 Wal1

Zuerst hält jemand von der Brücke des Schiffes aus nach einem “Blas” Ausguck, d.h. nach dem Atem des Wales. Wenn einer entdeckt wird, gibt das Boot Gas und beschleunigt, je näher man dem Wal kommt, desto mehr wird das Gas herausgenommen, bis das Schiff zum Schluss fast nur noch hingleitet. So nähern wir uns bis ca. 25 m dem Pottwal.

Für die ganze Aktion bleiben etwa 8-9 min Zeit. Wenn der Wal von einem Tauch- und Fressgang nach oben kommt, ruht er sich für ziemlich genau diese Zeit aus, dann taucht er wieder ab.

Kurz vor dem Abtauchen hebt der Wal seine Fluke, an der er auch erkennbar ist. Dieser Wal war unserem Begleiter namentlich bekannt: Er heißt Glenn!

In Massen tropft das Wasser ab, die Fluke hebt sich weiter. Dabei ist die Größe kaum realisierbar im Wasser, da ein Vergleich fehlt. Die Pottwale sind aber ca 18 m lang.

Für mich eines meiner besten Norwegen-Fotos!
(leider bietet JPG nicht die Qualität der Original RAW-Bilder)

IMG_1800 Kopie
IMG_1800 Ausschn02
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25 Walweg

Ganz ruhig, ohne zu spritzen, ohne großen Aufwand, taucht der Wal ab. Es bleibt nur ein kaum merklicher Wirbel - als ob hier nichts gewesen wäre.

Allmählich wird mir durch den Sonnenschein wärmer. Wir fahren langsam zurück, jetzt mit den Wellen. Das macht alles einfacher. So kann ich mich langsam im Liegen erholen. Wir halten noch auf ein Gebiet zu, in dem der Kapitän vermutet, dass noch ein Wal auftauchen könnte. Dann sehen wir ein Stück weg den Blas. Das Schiff beschleunigt, aber es ist zu spät. Wir sehen aus der Entfernung, wie der Wal untertaucht.
Dann geht es zurück, wir werden in etwa zweieinhalb Stunden an Land sein. Ich liege, während alle anderen eine leckere Fischsuppe essen könne – irgendwie gemein. Dann komme ich langsam wieder zu Kräften, ich kann aufstehen und einige Fotos vom Schiff machen. Dann auch eine kleine Unterhaltung mir Martin. Eines meiner Walbilder scheint sogar etwas geworden zu sein.

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die Ankerwinde

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Auf der Rückfahrt - Blick auf Stø

28 Boot Ausbl2
29 BootDet

Dann um 18.45 Uhr sind wir wieder im Hafen. Endlich habe ich wieder festen Boden unter den Füßen. Es geht zum Womo, etwas Trinken und Essen. Irgendwie hat mich alles ziemlich mitgenommen. Wenigstens ist eines der Bilder super geworden, hoffentlich auch einige von den Dias.

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