Reine ist wohl einer der schönsten - wenn nicht der schönste - Ort der Lofoten. “Schon Olav V. zeigte sich tief beeindruckt von der 600 Einwohner zählenden Ortschaft, und der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt verbrachte hier 1979 seinen Urlaub; dutzende Maler ließen sich von Reine inspirieren, wo sich zum Beispiel Otto Sinding das Motiv zu seinem Bild »Reine auf den Lofoten« holte. Es reicht nicht, auszusteigen und ein bisschen ins Gelände zu wittern, mit Fotoapparaten Rechtecke aus der Stadt und ihrer Kulisse zu stanzen. Hier muss man selber zum Sucherwerden. Muss sich die Muße nehmen ohne Kamera herumzuschweifen, eine kleine Ewigkeit lang aufs Meer zu blicken, wo sich fester Boden mit dem Flüchtigen berührt, - aufs Hafenbecken, wo die Fischer ihren Fang löschen, zerhacken, ausnehmen und verpacken, - über den Ort, dessen bunte Holzhäuser sich an jedes freie Stückchen Stein klammern und oft genug bis zu den Knien im Wasser stehen - und natürlich in die Fjordwelt hinein, in der Gletscher eigenartige Landschaftsgebilde geformt haben: eine zerhackte Linie spitzer Sägezähne, eine Horizontale aus nadelstarren Spitzen, die ein seltsam dunkles leuchten in die Helle stellen. Hier ist man versucht, die Natur als Gestalt zu begreifen - eine Natur, die die gleichen physischen und mythischen Erfahrungen auslöst, wie etwa die Kathedrale von Chartres oder ein Bild von Dali - wir ahnen, dass es einmal Aufgabe der Ästhetik sein muss, das zentrale Problem der Naturwissenschaften zu umkreisen: den Nachweis der Existenz von Geist in der Materie.” So schreiben M. Möbius und A. Steer in ihrem Lofoten-Führer über Reine. Seit ich das Dorf gesehen habe, kann ich nur zustimmen. Es war für mich ein Genuss, durch die kleinen Straßen zu schlendern, mich an ein Kai zu setzen, oder - noch schöner - auf dem Platz inmitten des Dorfes in der Sonne zu sitzen, einen Kaffee zu schlürfen und dabei die Bilder in mich aufzusaugen, während ein Möwe auf Essbares wartet.
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